Auflösung Männergesangverein und Kirchenchor 1863 Urbar
14. Januar 2024
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Männergesangverein und Kirchenchor 1863 Urbar

Das neue Jahr 2024 hat begonnen und das alte Jahr ist Vergangenheit. Für den MGV und Kirchenchor Urbar ist dieser Jahreswechsel von einschneidender Bedeutung, ging doch am 31.12.2023 seine 160-jährige Vereinsgeschichte zu Ende. Ein Rückblick in die jüngere Vergangenheit ist hier angebracht, um diesen bedeutsamen und bedauerlichen Schritt der Vereinsauflösung nachvollziehbar und transparent zu machen.

Schon etliche Chöre in unserer Region mussten in den letzten Jahren ihre Singetätigkeit einstellen. Hier seien z. B. Oberwesel, Bacharach, St. Goar, St. Goar-Fellen, St. G.-Biebernheim und Badenhard/Utzenhain/Birkheim genannt. Früher war es nahezu selbstverständlich, dass junge Männer nach der Schulzeit in den Männerchor eintraten, auch weil in der Schule mehr gesungen wurde und der Chorgesang eine beliebte Freizeitbeschäftigung war. Das galt auch für Urbar, wo in der Blütezeit über vierzig Sänger auf der Bühne standen.

Über Sängernachwuchs musste man sich keine Gedanken machen und verlor dabei wohl den Blick dafür, dass über die Jahre nicht nur der Tod die Sängerschar dezimierte, sondern ein verändertes Freizeitverhalten schleichend mit dazu führte, dass sich die Reihen nach und nach lichteten. Der Stellenwert von Ausbildung, Beruf und Familie hat sich deutlich verändert, oft zum Nachteil der Vereine. Selbstkritisch darf auch angemerkt werde, dass der Chor weiter in seinen alten Gleisen gefahren ist, mit seinem musikalischen Angebot junge, potentielle Sänger nicht mehr angesprochen und auch dadurch sein eigenes Ende mit verursacht hat.

Unter den zuletzt 72 Mitgliedern konnten nur noch dreizehn Sänger gezählt werden mit einem Durchschnittsalter von rund 81 Jahren, darunter einige mit angegriffener Gesundheit. An öffentliche Auftritte war daher schon seit längerem nicht mehr zu denken. Einige Zeit trafen sich die Sänger noch zum geselligen Beisammensein, schwelgten in Erinnerungen und hielten so die langjährige Sängerkameradschaft am Leben, aber das war nur ein Abglanz früherer Zeiten. So stellte sich also die Sinnfrage: Welche Daseinsberechtigung, welche Perspektive hat ein Männerchor, der nicht mehr singefähig ist?

Zu der schon schwierigen Lage haben sich noch zwei weitere Erschwernisse gesellt. Im Mai 2017 hat der damalige Dirigent Vogel sein Amt fristlos und ohne Vorankündigung aufgegeben. Die Suche nach einem Nachfolger blieb ergebnislos, was nicht weiter verwundert. Der Urbarer Männerchor war und ist für einen ambitionierten Chorleiter zuletzt wenig attraktiv. Außerdem kann ein solcher Chorleiter zu Recht ein angemessenes Honorar verlangen, womit das nächste Problem einhergeht. Die Ausgaben für einen Dirigenten und z. B. die Buskosten für auswärtige Auftritte waren schon immer nur dadurch aufzubringen, dass der Verein Konzerte und Sängerfeste veranstaltete, deren Erlös die Vereinskasse aufbesserte. Beides kann der überalterte Verein aber schon seit Jahren nicht mehr leisten. So darf es nicht überraschen, dass sich der Kassenbestand Jahr für Jahr verringerte und absehbar gegen Null wandert.

Ein Chor lebt nicht nur von seinen Sängern, er braucht auch einen engagierten Vorstand. Auch hier sind die Zeiten vorbei, in denen Vorstandsarbeit als Ehre und Verpflichtung aufgefasst wurde. Schon seit dem 3.1.2014 ist das Amt des 1. Vorsitzenden vakant, seit dem 14.1.2022 übt der 2. Vorsitzende sein Amt nur noch pro forma aus, damit der Vorstand wenigstens formal den Anforderungen des Vereinsrechts genügt.

Vor diesem Hintergrund hat eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 15.5.2023 einstimmig beschlossen, dass die vereinsrechtlichen Schritte zur Auflösung des Vereins angegangen werden sollen. Für diese Aufgaben wurden als sog. Liquidatoren Eugen Philipps und Franz-Josef Müller bestimmt.

Vorausschauend war schon am 2.3.2023 die Vereinssatzung geändert worden, um das Auflösungsverfahren zu erleichtern. Unter anderem wurde der Status „eingetragener Verein“ aufgegeben und der Kinder- u. Jugendchor St. Antonius Urbar ist seitdem nicht mehr Teil des MGV. Über dessen Zukunft ist von dort zu entscheiden.

Zum Ablauf des Auflösungsverfahrens ist Folgendes auszuführen:
Das Sachvermögen des Vereins konnte weitgehend in andere Hände übergeben werden. Das Klavier und die Vereinsfahne wurden dankenswerterweise von der Ortsgemeinde Urbar übernommen. Über Verwendung und Verbleib wird künftig von dort entschieden.

Die Vereinskasse wurde letztmalig am 18.12.2023 von den gewählten Kassenprüfern geprüft. Es ergaben sich keine Beanstandungen. Unter Beachtung der Satzung wurde der Restbestand in Höhe von 1.434,87 Euro am 21.12.2023 als Spende komplett an den „Förderverein Dorfgemeinschaft Urbar“ überwiesen. Zeitgleich wurden die Bankkonten des Vereins gelöscht.

Auf Beschluss der beiden Liquidatoren ist der Männergesangverein und Kirchenchor Urbar mit Ablauf des 31.12.2023 als Verein erloschen. Der Verein, im Jahr 1964 neu strukturiert, war ein stets belebendes Element in der Dorfgemeinschaft, auch durch seine Auftritte als Kirchenchor. Männer wie Willy Müller, Gerhard Muders, Albert Theis, Alois Hitzel, Hubert Plenz und Herbert Hubrath haben als 1. Vorsitzende Führungsarbeit geleistet. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Ferdinand Müller (13 ½ Jahre), FJ Müller (4 ½ J.), Franz Sieben (18 ½ J.) und Heinz Vogel (16 ½ J.). Die vielen Vorstandsmitglieder, die Sänger und freiwilligen Helfer können hier nicht namentlich aufgeführt werden, aber es gab sie und ohne sie hätte der Verein nicht so lange bestehen können. Die Vereinsgeschichte als Ganzes wird an anderer Stelle zu würdigen sein. Von den Ortsvereinen, der Kirchengemeinde und den Chören der Umgebung, mit denen wir manch schöne Stunden erlebten, haben wir uns schriftlich verabschiedet.

Die schriftlichen Unterlagen des Vereins sowie Auszeichnungen und Erinnerungsstücke werden abschließend gesichtet
und archiviert. Mit Einverständnis der Ortsgemeinde können die Unterlagen in einem Schrank auf dem Speicher des ehemaligen Mehrzweckgebäudes aufbewahrt werden. Vielleicht finden sie irgendwann einmal Eingang in ein Dorfarchiv. Und vielleicht kommt einmal der Tag, an dem sich am Chorgesang Interessierte zusammenfinden und unter neuen Vorzeichen eine musikalische Auferstehung feiern oder sich bestehenden Gesangsgruppen anschließen.

Allen Mitgliedern ist abschließend herzlich für die jahrelange Unterstützung des Vereins zu danken. Hervorzuheben ist unser Vereinswirt, bei dem unsere Vereinsfahne über viele Jahre in guten Händen war.

Nun bleibt nur noch die Erinnerung, wie etwa Goethe in seinem von uns oft gesungenen „Türmerlied“ gedichtet hat:

Ihr glücklichen Augen, was je ihr gesehen, es sei, wie es wolle, es war doch so schön!

Urbar, 31. Dezember 2023, F.-J. Müller (Schriftführer)

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